Letzte Aktualisierung am 26. Juni 2024 by Hans Blazejewski
Fische fangen. Lesen Sie meine Erzählung über einen kuriosen Fischzug auf einer polnischen Wiese
Ich habe Fotos gemacht, auf denen auf einer Wiese Leute zu sehen sind, die Fische fangen. Glauben Sie mir nicht? Lesen Sie meine Erzählung und Sie werden gläubig – wenigstens was diesen Fischzug betrifft.
Wir haben schon immer allerlei Unsinn über DIE Polen gehört oder gelesen, wie „Polnische Wirtschaft“, Autodiebstähle, Wodka saufen aus Wassergläsern und sowas. Das mit den Stereotypen, das habe ich nie geglaubt, sondern als das genommen, was sie sind: Unsinn. Bis auf eine Ausnahme:
Ein Bekannter fuhr mit seiner Familie und deren Hund auf Verwandtenbesuch machen nach Olsztyn.
Sie hatten hinter Gietrzwałd, was zu deutschen Zeiten Dietrichswalde genannt wurde, am Waldrand gerastet und nach Pilzen geschaut.
Auto weg – Hund weg – Urlaubsstimmung dahin
Zurück zum Rastplatz: kein Hund, kein Auto. Tage später, nachdem die Tat gehörig in den regionalen Gazetten verbreitet wurde, meldeten sich die Diebe und boten an, den Hund gegen ein Lösegeld zurückzugeben. Das Auto würden sie behalten wollen. Der Austausch Hund gegen Geld fand statt, die Urlaubsstimmung dahin. Ich habe es gehört von dem Hundebesitzer, also muss es wahr sein, denn der ist ein honoriger Mann, der nichts stiehlt, was ihm nicht gehört. Ehrlich!
Ich musste an diesen Unsinn denken, als ich in meiner Sammelschachtel Fotos fand, die ich vor Jahren auf dem ehemaligen Klomfass-Hof im heutigen Nowe Marcinkowo gemacht hatte. Es laufen Leute auf einer Wiese herum. Man sieht sie beim „Fische fangen“. Sie bücken sich, heben etwas auf und legen es in Eimer oder in Netze. Man kann sehen, dass sie kleine Fische aus dem Gras klauben. Mit Händen oder Käschern.
Einen Zuschauer gab es auch.
Ich weiß genau, was Sie denken. Sie denken bestimmt: So also geht „Fische fangen auf Polnisch“ und die nehmen sogar die ganz kleinen Fischchen. Das wäre bei uns verboten. Aber es war ganz anders. Ich schwöre. Ich war dabei, bei diesem kuriosen Fischzug.
Das Netzt wird fortgespült – die Fische auch
Zygmunt, der Bauer, hatte einige Fischteiche angelegt. An einer Ecke eines solchen gab es ein Abflussrohr, das mit einem Netz umhüllt war. Ich war zugegen, als der Bauer den Schieber hochnahm, um das Wasser abzulassen. Dummerweise war der Wasserdruck so hoch, dass das Netz fortgespült wurde. Resultat: Die Fische aus der Aufzucht wurden über die Wiese verteilt. Die ganze Mannschaft eilte herbei, einschließlich der Feriengäste und half beim Einsammeln. Das musste schnell gehen, denn auf dem Dach des Schweinestalls hatten schon einige Jungstörche ihre Hälse langgemacht.
Und dann haben sie noch im Schlamm des Teiches die kleinen und die ganz kleinen Fischkes mit Käschern rausgeholt und in einen anderen Teich umgesetzt. Ein ziemlich großer Karpfen liess sich mit der Hand fangen, der am Abend verzehrt wurde. Gegrillt im Speckmantel. Dazu gab es frisch zubereitete Pfifferlinge und Steinpilze. Alle haben noch lange die Wiese abgesucht und kein Storch hat sich getraut, an der Suche teilzunehmen.
Als später der Nebel vom Hofteich rüberkam, saßen die kleinen und großen Fischfänger noch lange am Lagerfeuer und haben sich mit Anglerlatein und Wodka wach gehalten, bis die Mücken die Herrschaft übernahmen. Für die kleinen Menschen gab es Holundersaft.
Der Pfarrer kommt – trinkt Wodka, dann singt er
Der Pfarrer kam und hat auch Wodka getrunken, nachdem er sich erst bisschen was geziert hatte und der Bauer ihn gehörig nötigen musste mit: »Nu nehmen se ma, e Schluckche schad nich, Herr Pfarrer, schmeckt besser als wie Messwein.« Da hat dann der Herr Pfarrer zugegriffen. Hat er zum Dank gesungen. Hat er noch mehr Wodka getrunken. Zum Dank hat er noch mehr gesungen. Als er ziemlich lustig wurde, hat er noch mehr und noch mehr gesungen, etwa „Miała baba koguta, koguta, koguta“. Die Deutschen sangen dazu „Die Frau hatte einen Hahn, Hahn, Hahn“. Kleine Völkerverständigung im Ermland für die einen, für die anderen: Mały porozumienie między narodami w Warmii.
Von wegen polnische Wirtschaft oder „Fische fangen auf Polnisch.“
Der Karpfen, der da so mit Gesang begossen wurde? Scrollen sie zur Galerie: So hat er ungegrillt ausgesehen.
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Zeitbrücke – Geschichten zwischen Damals und Heute
ISBN: 9783758373909
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