Wettkampf der Spermatozoen

Der Spermatozoen Wettkampf: Ein Gespräch am Frühstückstisch

Letzte Aktualisierung am 14. Juni 2024 by Hans Blazejewski

Wettkampf der Spermatozoen auf der Suche nach dem Ei


Nehmen Sie Anteil an den Überlegungen zu einem Spermatozoen Wettkampf

Ort: Gelsenkirchen oder Duisburg. Könnte auch in Bochum gewesen sein, oder in Buer-Erle.
Sonntag 10 Uhr: Auf dem Küchentisch Brötchen (von Aldi) Kaffeekanne und Tassen (Gelsenkirchener Barock), Honig, Nutella, gekochte Eier usw.
Thema: Spermatozoen Wettkampf – Gedanken über ein Vorspiel

Am Frühstückstisch: Lisa-Mimmi (rothaarig) und Hellmut (mit zwei l). Ein bemerkenswertes Ehepaar. Schon seit Jahren. Lisa-Mimmi, sie kann das i nicht aussprechen oder sie schluckt es ständig runter. Was weiß ich. Hören wir ihr zu und natürlich auch, was Hellmut zu sagen hat.

Ein Gespräch über Spermatozoen

»Wee see mech wohl gemacht haben? Met Leebe? Ganz langsam und met Gefühl? Bestemmt nur so teerisch met husch husch und auseenander. Eenmal reen, eenmal raus, ferteg est das Memme-Kend.«

»Aber Lisa-Mimmi«, sage ich, »was du nun all wieder wissen willst. Wozu machst dir Gedanken über ein Vorspiel? Über einen Zeugungsakt, der mal passiert ist. Wozu brauchst das? Du bist da und das is es.« Ich sehe es nich, denn es ist dunkel. Wir schlafen meist mit Rollos runter, bis auf zwei Schlitze für die Luft, aber ich höre, dass sie weint. Jetzt mach ich rüber zu ihr, über die Besucherritze, nehm sie in die Arme und puscheie sie so richtig. Dabei sage ich ganz leise auf sie: »Armes, kleines Lisa-Mimmi-Kind musst nich traurig sein. Bis zur Heirat ist alles wieder gut.«

Das hab ich von meiner Mutter, die hatte das auch immer gesagt, wenn ich mir das Knie oder was anderes aufgeschrubbert hatte. Scheint zu wirken, obwohl wir ja schon lange verheiratet sind. Sie kuschelt sich an meine unbehaarte Brust und bald höre ich an ihren regelmäßigen Atemzügen, dass sie eingeschlafen ist.

Sag mal, was war gestern Abend?

Am nächsten Morgen, gleich beim Frühstück, hab ich auf den Busch geklopft. Gab ja keine Zeitung, weil Sonntag und außerdem wollte ich es wissen. Wir haben ja sonst auch keine Geheimnisse voreinander.
Sag ich: »Sag mal«, sag ich, »was war denn gestern Abend?«
»Weeso gestern Abend? Was soll losgewesen seen? Nex war los. Gar nex.«
»Komm, komm,« sag ich, »ich bin dir ja dankbar, dass du mich nich mit anderen Männern betrügst, aber das jetzt, das muss doch nicht sein.«

»Oh«, sagt sie, schon wieder ganz oben auf, »kann eener necht wessen, ob eener den anderen betrügt. Und warum Männer? Veelleicht betrügt eener den anderen met Frauens«.
»Ja«, sag ich, »solls ja geben, hab ich gelesen, aber du doch nicht. Haha, wenn ich mir das vorstelle, du mit der Meyerschen. Ich fall um. Mit der alten Spinatwachtel biste ja ganz dicke seit dem geschenkten Klavier. Und was kommt danach? Partnertausch, oder was? Ich nich. Ich nich! Ich tausche höchstens meine Treuepunkte beim Kaufmich ein. Also sag es«, sag ich, »was war los mit dir?«

Auf eins Tränen. Erst nur so paar gekullert, aber dann mehr und mehr fürs Taschentuch. Nach paar Minuten Schniefen und Schneuzen hat sieʼs dann erzählt. Ich erwähnte ja schon: Keine Geheimnisse voreinander.


Spermatozoen Wettkampf – Lisa-Mimmis Überlegungen

»Schau mal, Hellmeleen,« erzählt sie, »wer wessen doch alles über dee Welt und so. Wee der Mond von henten ausseeht. Wo dee Löcher em Käse herkommen und warum dee Banane krumm est. Alles kreegen wer hautnah met. Wo eene Brücke eengeweeht werd, wee Mutter Teresa dee armen kleenen Ender wäscht und dabee so katholesch guckt, oder wee een Kend schlüpft«.

Jetzt nimmt sie ihr Frühstücksei und legt es vor sich auf den Tisch. Nimmt drei Brötchen, die sie vor mich hinlegt und sagt: »Scheeb jetzt dee Brötchens zum Ee«.
Was hat mein Frühstück mit gestern Abend zu tun, denke ich, aber ich schieb.
Lisa-Mimmi schaut genau hin und verfolgt konzentriert meine Bewegungen. Und als endlich eines der Brötchen das Ei berührt, ruft sie: »Seehste, das est es!«
»Nix seh ich«, antworte ich.
»Aber schau doch. Das ist der Peramzoten Wettlauf. Genau so ben ech entstanden. Weeso dees und weeso nech eenes der beeden anderen Brötchen? Und weeso hab ech das necht metgekreegt. Damals, als es bumm gemacht hat?«

»Lisa! Lisa-Mimmi. Hallo, aber jetzt mal«, unterbreche ich sie, »nur Blondinen glauben, dass Kinder am Frühstückstisch gemacht werden. Ja, unterm Tisch, das ja. Das soll wohl vorkommen, aber auch da nich mit Brötchen und einem Hühnerei. Du weißt das doch, hast das ja am eigenen Leib erfahren. Hat dir doch auch Spaß gemacht. Oder wie oder was?«

Peramzoten heißen Spermatozoen

»Jawohl Herr Oberlehrer«, bespricht sie mich. »Und warum hab ech das damals necht metgekreegt, als es bumm gemacht hat, als deese Peramzoten um mech gekämpft hatten?« 
»Lisa-Mimmi«, sage ich, »die Peramzoten heißen Spermatozoen die immer um die Wette schwimmen. Auch wenn sie Peramzoten heißen würden, wäre das egal. Man kann die Zeugungstaten anderer Menschen beobachten, obwohl das unanständig ist, weil sich das nich gehört. Und man kann ja auch nur von außen. Niemals nich kann aber einer Zeuge seiner eigenen Befruchtung sein. Ist doch klar, oder?«

»Ja, ech weeß«, antwortet sie, »aber ech stelle mer vor, ech ben da so en eenem Ee drenn und sehe Zelleonen Zoten, deese Dinger, angefletz kommen und eens est das schnellste und schnappt mech. Ech ben dann sowas wee dee Belohnung für den Seeger. Weeso kann ech mer nech eene deeser schleemegen Kaulquappen aussuchen? Darum musste ech so weenen, weel wer Frauen schon von vor der Geburt an benachteelegt send. Dee Männers machen es, dee Frauen empfangen. Ungerecht est das.«

Der Engel der Geburt soll zu Lisa-Mimmis Spermatozoen Wettkampf befragt werden

Sag ich: »Willste nich ma mit dem Engel der Geburt sprechen? Der soll angeblich für die vorgeburtlichen Belange zuständig sein. Vielleicht erlaubt er dir Einblicke in deine Vergangenheit. Engel können das, hab ich im Internet gelesen. So einer wird dir sicher auch sagen können, ob du auf einer Parkbank, in einem VW-Käfer oder auf einer vom Vollmond beleuchteten Motorhaube eines Autos entstanden bist. Vermutlich war es ein roter Pkw, denk ich mir, woher hast denn sonst deine roten Haare?«

Jetzt ist sie schon wieder meine alte Lisa-Mimmi. Sie grient und ruft: »Weeste noch damals, Hellmeleen, als ech met meenen zwee Beenen nech mehr rauskam aus den Halteschlaufen von deenem Käfer? Blut und Wasser hamwa geschwetzt, weel genau da een Polezeeauto neben uns helt und eener reef, dass du deen Fernlecht ausknepsen möchtest. Nur gut, dass dee Scheeben von ennen beschlagen waren. Dann hast du deen Pfadfendermesser genommen und eenfach beede Haltegreffe durchgeschnetten und mech aus meener Zwangslage befreet. Und was war met dem Wettkampf deener Spermatozoen?«
»Ach Mimmilein, damals im Käfer, den Wettlauf, den hast Du ganz klar gewonnen.«

Die erste Erzählung zum gleichen Thema finden Sie hier:
Gedanken über mein Vorspiel

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Ich habe es geschrieben. Gute Erzählungen und Geschichten. Sehr zu empfehlen, z.B. zum Verschenken, aber nicht nur.

🙁 Die obige Geschichte ist nicht in meinem Zeitbrücke-Buch enthalten 🙁

Zeitbrücke – Geschichten zwischen Damals und Heute
ISBN: 9783758373909
Paperback
230 Seiten
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