Tortenparadies – eine Erzählung

Der unbekannte Dichter im Tortenparadies

Über die Zeitbrücke ins Tortenparadies – Eine Geschichten zwischen Damals und Heute

Leseprobe meiner Erzählung von einem Tortenparadies in Müden an der Örtze

Es war einmal ein unbekannter Dichter. Der war so unbekannt, dass er jeden Morgen in den Spiegel sah und immer aufs Neue ausrief: »Wer ist das denn?« Manchmal kam die Dichterfrau hinzu und sagte zu ihm: »Stell dich nicht so an Dichtermann. Wasch dich und vergiss auch nicht, die Zähne zu putzen, du unbekannter Dichter.«

So hat er gedichtet und gedichtet, dabei Blatt um Blatt vollgeschrieben. Aber da war niemand, dem er seine Werke hätte vortragen können. Selbst die Dichterfrau wollte nichts davon wissen. Ich habe keine Zeit, rief sie, ich muss kochen und putzen und nähen und bügeln und abwaschen und Fenster putzen und einkaufen und was weiß ich noch alles. Das alles machte den unbekannten Dichter ungeheuer traurig, sodass er kaum noch sein Dichterzimmer verlassen mochte.

Die Dichterfrau aber, die ihn gern hatte, sah das mit Sorge und sann auf Abhilfe. Sie fragte hier und fragte da, was sie machen könne, um ihren unbekannten Dichter wieder zum Lachen zu bringen. So erhielt sie Kunde von einem Tortenparadies weit hinter der nächsten Stadt. Abends im Bett, vorm Kuscheln, hat sie ihm davon erzählt. Und dann beschlossen beide: Da wollen wir hin.
Also machten sie sich am nächsten Samstag auf den Weg.  Der  unbekannte  Dichter  und  seine  Dichterfrau nahmen  ihre  Kutsche  und  ließen  sich  von  ihren  einhundertsiebenundzwanzig weißen Pferden zu diesem Tortenparadies ziehen.

Sie kamen an Celle vorbei und der unbekannte Dichter musste an seinen Ur-Ur-Ur-Ur-Oheim denken, der vor undenklichen langen Zeiten vom Celler Herzog in den Schloss-Kerker geworfen wurde und dort mit Spinnen, Mäusen, Ratten und Schlangen zu kämpfen hatte.


Der unbekannte Dichter gruselt sich vor Grauen

Nach vielen Kilometern fuhren sie an einem Ort vorbei, der Grauen hieß. O nee aber auch, dachte der unbekannte Dichter, das wäre mir aber grauenvoll in Grauen zu hausen. Ich will aber auf dem Rückweg trotzdem vorbeischauen. Vielleicht kann ich mich dort so schön gruseln.
Ganz gleich nach Grauen fuhren sie fast an einem riesigen Stein vorbei, der Hermann-Löns-Stein geheißen hat. Von der Straße aus konnte man ihn nicht sehen. Der unbekannte Dichter wollte da nich hingehen, denn der hatte nur das Tortenparadies im Sinn. Er dachte an sein Gedicht, das er dem ollen Löns gewidmet hat, und zwar dieses:

O lieblich ist die Maiennacht
am Tag auch auf der Heide
dort unter einem Hollerbusch
ruht Hermann Löns und
träumt von Schnuckenbraten

Soeben kommt sein Weib hinzu
Sie tritt ihm scharf ins
Hinterteil und schreit
wach auf du fauler Dichter
und schieß mir zwanzig Hasen

Die Hasen wedeln mit den Löffeln
sie geben Fersengeld und schlagen Haken
Yupheida Jupheidi
gar lustig ist die Jägerri im
Wald auch auf der Heide


Und endlich erreichten sie das Tortenparadies, das gleich am kleinen Flüsschen Örtze im lieblichen Dörfchen Müden lag. Von Müden erzählte man sich, auch weit  hinter  Celle,  dass  der  olle  Löns  vor  langer  Zeit durch die alte Dorfstraße gegangen wäre und dabei auf einmal so müde wurde, dass er sich an einen riesigen Stein anlehnen musste und daran stehend eingeschlafen sei. Später hat man diesen Stein ausgebuddelt und ihn auf der nahen Heide wieder eingegraben. Darunter soll der olle Löns ruhen, nur jetzt als Totgestorbener.
Das Dichterpaar ist ausgestiegen und gingen sogleich hinein  in  das  Haus  zum  Tortenparadies,  das  aber  in Wirklichkeit ein schönes und gemütliches Café war, wie sie sahen.
(…)

Weitere Leseproben aus dem Buch Zeitbrücke lesen Sie hier:
Gedanken über mein Vorspiel
In der Nacht der Steinkauz rief
Spermatozoen Wettkampf

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Wenn Sie mehr über Hans Blazejewski, den Autor, lesen möchten und wie es einem unbekannten Dichter im Tortenapradies von Müden ergangen ist und für die Bärenkinder nur die Kuchenkrümmel blieben, dann schauen Sie doch in sein neues Buch. Spannende Geschichten zwischen Damals und Heute.
Ich kenne es. Sehr zu empfehlen, z.B. zum verschenken.

Zeitbrücke – Geschichten zwischen Damals und Heute
ISBN: 9783758373909
Paperback – 230 Seiten

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