Verlag sucht Autor – aber wozu?

Letzte Aktualisierung am 14. Juni 2024 by Hans Blazejewski

Zuschußverlage, sogenannte. Ohje! Eine lange Geschichte, die von Traumverwirklichungen handelt. Von Versprechungen und von (fast) selbstlosem Handeln dieser Verlage. Ganz unten, aber mit der Lupe zu suchen, wird auch von Euronen gesprochen. Manchmal von vielen Euronen, aber immer hübsch garniert mit vollmundigen Versprechen.

Grieche sucht Griechin. So wurde vor einigen Zichjahren ein Film gleichnamigen Titels beworben, nach einem Roman von Friedrich Dürrenmatt Am Ende des Films ging man mit einem gesehenen Happy-End nach Hause und war’s zufrieden. Verlag sucht Autoren heißt es heute im Internet. Aber hier gibt es in der Regel kein Happy, sondern ein dickes Ende. Für den Autor, versteht sich.

Reden wir von meinen Erfahrungen.
Manuskript geschrieben. Vorgelesen im Familien- und Bekanntenkreis. Allseits heftige Zustimmung, garniert mit Gelächter an den richtigen Stellen. Schulterklopfen gab’s gratis.
Ich träumte schon von Rezensionen im Literaturteil der Süddeutschen oder der FAZ. Diverse Bestsellerlisten hatten meinen Roman auf einen mittleren Platz gesetzt. Also mit Steigerungspotential. Ach, und all der andere Wunsch- und Gedankenmüll, der lieber verschwiegen werden soll.
Dann meine Überelgungen darüber, welcher Verlag mein Buch veröffentlichen darf.
Google, die Internetsuchmaschine, die alles weiß, zeigte mir nach 0,20 Sekunden ungefähr 224.000.000 Ergebnisse zum Suchbegriff Verlag und Ungefähr 3.640.000 Ergebnisse (0,35 Sekunden) nach der Suche „Autor sucht Verlag“.
Zu diesem Zeitpunkt meiner Suche hatte ich schon zwei Absagen und Null Reaktionen auf drei weitere Manuskriptverschickungen.
Gut, dachte ich mir, nehmen wir also einen Verlag, der mich sucht und dringend braucht.
Hab ich im Stande meiner Autorenunschuld das Manuskript einer Frankfurter Verlagsgruppe gemailt.
Gott war ich blöd. Aber damals wußte ich es nicht besser. Das Manuskript war grottenschlecht. Kein Spannungsaufbau drin und als Krönung, von mir, dem Anhänger der spontanen Rechtschreibung, ausgiebig mit Fehlern jeder Art versehen. Word-Korrektur, das ja. Aber sonst nichts.

Guess what? sagt der Neudeutschsprecher. Ein August von Goethe Literaturverlag schrieb mir:
„…die Konferenz der Lektoren hat unter meinem Vorsitz eine klare Entscheidung getroffen. Die Lektoren haben die Veröffentlichung Ihres Manuskriptes befürwortet.“
Ein Verlagsangebot und sowie ein Verlagsvertrag fand ich auch in meiner Autorenmappe.

Oh Mann oh Mann, war das ein geiles Gefühl. Mein Buch. Ganz gleich überall zu haben. Sogar weltweit, wie sie schrieben. Also auch in Australien, wo es mal einen Onkel gab, der irgendwas mit langbeinigen Brasilien-Schönen und mit roten Laternen machte (mehr dazu in meinem Buch). Nur daß ich jetzt „Publikationskosten“ zu zahlen hätte, war mir vorher nicht aufgefallen. Hab ich’s überlesen? Haben sie es nicht erwähnt? Ich weiß es nicht mehr. Ist ja auch egal, denn bis zu 10.939,00 Euronen waren auf einmal im Spiel. Dafür hätte ich die ganze Bahnhofstrasse bei unserem letzten Monopolyspiel kaufen können, glaub ich.
Autorenhonorar sollte es auch geben: 30% vom Laden-VK, der mit 13,80 angegeben wurde, also 4,14 Euro brutto für mich. Bei 1000 verkauften Exemplaren wären also 4140.- Euronen an mich zurückgeflossen. Ich hätte also 2643 Bücher verkaufen müssen um in die Gewinnzone zu rutschen. 2643 Bücher! Da weint so mancher Verleger vor Freude, wenn er solche Zahlen mit seinen Büchern erreicht. Übrigens, der Verlagsvertrag hatte das Publikationsmodell 7i zum Gegenstand.
Kosten für mich nur 7992.- Euro. Autorenhonorar für das 1. Tsd. 0%, für das 2. Tsd, und weitere 30%. Ja, sie haben richtig gelesen. Null Prozent für die ersten 1000 verkauften Exemplare.< /br>

Abgesehen von der schönen Zahlenspielgauckelei, darf man Gauckelei sagen?, ich meine wo wir doch einen BuPrä haben der so ähnlich heißt?, hätte der Laden-VK von 13.90 Euro bei ca. 180 Seiten im TB, abschreckend auf meine potentiellen Leser gewirkt.  Von den vielen Fehlern und der falsch aufgebauten Handlung in meinem „Ermland-Blues“ wollen wir nicht mehr reden. Die sind ja weg, denn das Lektorat hat mittlerweile Herr Zuch gemacht und mir auch sonst mit vielen Ratschlägen geholfen.

Wollen wir es für heute dabei bewenden lassen. Demnächst erzähle ich Ihnen von einem anderen Druckkosten-Zuschuß-Verlag.

Lesen Sie hier den zweiten Teil

Klicken Sie hier, wenn Sie die Seite 1 des Verlagsangebotes lesen wollen

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